Die Corona-Pandemie war ein einschneidendes Ereignis für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Symptome wie Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Schlafprobleme, Einsamkeitsgefühle, Niedergeschlagenheit und Nervosität liegen immer noch deutlich über dem Niveau vor der Pandemie (COPSY-Studie). Zwar ist die Sorge vor Corona selbst zurückgegangen, aber viele Kinder und Jugendliche ängstigen und sorgen sich vor anderen Krisen, wie dem Ukraine-Krieg, Inflation oder Energie- und Klimakrise. ExpertInnen fordern professionelle Unterstützung und Hilfen, damit die Kinder für zukünftige Krisen gewappnet sind und sich die Belastungen sich nicht zu Langzeitschäden entwickeln (COPSY-Studie). Ein solches Präventionsangebot ist die Perlentauchergruppe für Kinder und Jugendliche in der Praxis „Weiße Villa“. Ab Februar wird sie zum zweiten Mal für etwa 10 Wochen durchgeführt (Anmeldungen noch möglich). Das Angebot ist kostenlos, da es von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein sowie vom NRW Gesundheitsministerium gefördert wird. Geleitet werden die Gruppen von Ursula Bastänier, systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und Eva Feierabend, systemische Familientherapeutin.
Was verbindet ihr mit dem Namen Perlentaucher?
Ursula Bastänier: Perlmuscheln befinden sich am Meeresboden, man muss etwa 10 bis 30 Meter nach ihnen tauchen. Die Perlen müssen vorsichtig gelöst und an die Oberfläche gebracht werden. Mit dieser Metapher wollen wir die Kinder und Jugendlichen unterstützen, ihre inneren Schätze zu finden und für sich zu nutzen.
Wie können diese inneren Schätze zur Stärkung beitragen?
Eva Feierabend: Die Kinder und Jugendlichen entdecken ihre individuellen inneren Ressourcen und werden in diesen gestärkt. Sie können diese dann auch in anderen Lebenssituationen und Kontexten anwenden. Das hilft ihnen die vielfältigen Herausforderungen (verschiedene Ängste, Leistungsdruck, Konflikte mit Bezugspersonen oder Gleichaltrigen,…) ihres Alltags besser zu meistern.
Was passiert in der Gruppe? Was erwartet die Kinder und Jugendlichen?
Ursula Bastänier: Wir arbeiten beide mit kreativen Methoden und Elementen wie Rollenspielen, Entspannungsgeschichten oder Feedbackrunden uvm. Geprägt sind wir dabei von systemischem Gedankengut. Es gibt thematische Bausteine, die in der Reihenfolge den jeweiligen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen angepasst werden und Raum geben für eigene Themenwünsche. Es gibt z.B. eine „Expertenrunde“, in der sich die Kinder austauschen und Tipps geben, wie man mit schwierigen Erlebnissen umgehen kann.
Eva Feierabend: In Rollenspielen können die Kinder und Jugendlichen neue Verhaltensweisen ausprobieren und z.B. üben, „Nein“ zu sagen und Grenzen zu ziehen. Auch um Kommunikation kann es gehen, wenn die Kinder z.B. lernen, anstatt Vorwürfe einen Wunsch zu formulieren.
Was sagt ihr Eltern, die überlegen, ob das Angebot das richtige für ihre Kinder ist? Wie können Eltern ihren Kindern das Angebot beschreiben?
Eva Feierabend: Dieses Angebot ist präventiv und richtet sich an alle Kinder. Alle Kinder können mit Spaß und Freude neue Erfahrungen machen, die sie in ihren Alltag integrieren können. Das Gruppengefühl wird gefördert, Freundschaften können geschlossen werden und Gruppenerlebnisse bieten Lösungen an. Alles, was in der Gruppe besprochen wird, bleibt streng vertraulich und darf nur mit Einverständnis der Kinder an die Eltern weitergegeben werden. Hierfür haben die Therapeutinnen eine Schweigepflicht. Vielleicht gibt es Themen, die nicht in der Familie besprochen werden können/sollen/wollen und auch dazu bietet diese Gruppe Möglichkeiten.
Was erlebt ihr bei der Durchführung? Was verändert sich?
Ursula Bastänier: Für die Kinder ist es sehr hilfreich, zu registrieren, dass andere ähnliche Gefühle, Sorgen und Nöte haben. Die Kinder bekommen Raum, um sich auszuprobieren, werden gesehen und gewürdigt und das ist sehr kraftvoll. Ich erlebe, wie sich die Kinder durch die wohlwollende Gemeinschaft und die Erfahrung von gelingender Beziehung stärken und innerlich wachsen.
Wie sind die Eltern eingebunden?
Eva Feierabend: Auch die Eltern sind beteiligt, im Verlauf der Gruppenstunden wird es zwei Eltern- bzw. Themenabende geben. Hier können sich Eltern austauschen, aber auch ganz spezifische Themen und Fragen einbringen, wie etwa Entwicklungsschritte der jeweiligen Altersgruppen, Umgang mit Herausforderungen o.ä.
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Anmeldungen an: Ursula Bastänier: , 0157-52372550