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Kapitel 1 des Buches „Mit der Angst an der Hand und der Hoffnung im Rucksack“- Resilienz (Teil 3)

„Letztlich haben mich auch verschiedene „Stolpersteine“ auf meinem Weg gestärkt und widerstandsfähig gemacht.“

 

Die Resilienz als psychisches Konstrukt kann zu den verwandten Konstrukten Selbstwirksamkeit und Coping abgegrenzt werden. Selbstwirksamkeit ist die subjektive Gewissheit einer Person, neue oder schwierige Anforderungssituationen aufgrund eigener Kompetenzen bewältigen zu können (Schwarzer & Jerusalem, 2002). Das bedeutet, dass laut Definition für die Selbstwirksamkeit keine psychosoziale Bedrohung vorliegen muss, sondern lediglich die subjektive Gewissheit, die Kompetenzen würden zur Bewältigung einer möglichen Herausforderung ausreichen. Coping meint hingegen die Gesamtheit der Bemühungen, Reaktionen und Anstrengungen, die eine Person einsetzt, um sich einer wichtigen und herausfordernden Situation zu stellen, unabhängig vom Ausgang der Situation. Hier geht es also lediglich um die unterschiedlichen Bewältigungsstrategien.

Resilienz umfasst den Prozess, die Fähigkeit oder das Ergebnis einer gelungenen Bewältigung problematischer oder belastender Lebensumstände. Doch wie kann es sein, dass manche Menschen solche Ereignisse vergleichsweise leicht überwinden, während andere unter vergleichbaren Bedingungen anfällig werden für soziale Auffälligkeiten, psychische Erkrankungen oder sogar destruktive Bewältigungsformen wie selbstverletzendes Verhalten oder vermehrten Alkoholkonsum? Im Allgemeinen scheinen drei Faktoren die Resilienz eines Menschen zu begünstigen: persönliche Aspekte, familiäre Beziehungen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen (Krafft & Walker, 2018). Gerade mit diesen persönlichen Aspekten beschäftigt sich auch die Positive Psychologie, die an späterer Stelle erläutert wird. Dazu gehören individuelle Fähigkeiten wie Problemlösekompetenz und generelle Einstellungen wie eine bejahende Selbstwahrnehmung, Sinn für Humor, positive Glaubenssätze und Weltanschauung, das Empfinden eines Lebenssinns sowie eine positive Sicht auf die Zukunft. Wenn wir grundsätzlich ein positives Welt- und Menschenbild haben, d. h. an das Gute im Menschen und an das Schöne in dieser Welt glauben, stärkt dies unsere Resilienzfähigkeit. Das ist (zum Glück) keine Persönlichkeitseigenschaft, die man hat oder nicht, sondern vielmehr ein Entwicklungsprozess, der gefördert oder behindert werden kann (Krafft & Walker, 2018).

Was könnten die resilienten Anteile Ihrer Persönlichkeit sein? In welchen stressvollen und belastenden Situationen des Lebens haben Sie es geschafft, Widerstandsfähigkeit zu zeigen?

 

Zusammenfassung:

In Lebenskrisen und Grenzerfahrungen des Lebens, wie z. B. bei der Diagnose einer Krebserkrankung, die Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit hervorrufen können, braucht es eine Fähigkeit, die trotz andauernder Belastung und stressvoller Ereignisse hilft, eine individuelle Haltung und ein Kohärenzgefühl (Verstehbarkeit, Sinnhaftigkeit und Handhabbarkeit) angesichts einer existenziellen Herausforderung zu bewahren oder weiterzuentwickeln. Diese Fähigkeit nennt sich Resilienz und verhilft zu einer gelungenen Bewältigung problematischer und belastender Lebensumstände. Resilienz ist keine Persönlichkeitseigenschaft, sondern eine individuelle Fähigkeit und ein Entwicklungsprozess, die gefördert werden können.

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  • Praxistipp: Zehn Wege zum Aufbau von Resilienz – The Road to Resilience

Die APA (American Psychological Association) hat zehn Wege zur Stärkung bzw. zum Aufbau von Resilienz vorgestellt:

  1. Soziale Beziehungen pflegen: Stellen Sie Verbindungen her zu Familienangehörigen, engen Freunden und anderen Menschen, die Ihnen wichtig sind und guttun. Hilfe und Unterstützung von empathischen Menschen anzunehmen, denen etwas an Ihnen liegt, stärkt die Resilienz. Vielleicht schließen Sie sich auch einer Gruppe an.
  2. Krisen nicht als unüberwindbar ansehen: Die belastenden Ereignisse können nicht geändert werden, aber Sie können Ihre Reaktionen und Ihre Bedeutungsgebung auf ein solches Ereignis ändern. Versuchen Sie sich zu beobachten, ob Sie Unterschiede in ihrem Wohlbefinden feststellen können, je nach Ihrer Reaktion oder Einstellung.
  3. Veränderungen als Teil des Lebens akzeptieren: Manche Ziele können infolge widriger Umstände unerreichbar werden. Versuchen Sie diese Umstände zu akzeptieren, damit sich der Blick auf veränderbare Aspekte richten kann.
  4. Eigene Ziele anstreben: Entwickeln Sie erreichbare, realistische Ziele und nähern Sie sich Schritt für Schritt mit kleinen Taten Ihrem Ziel.
  5. Aktiv werden: Bemühen Sie sich auch unter widrigsten Umständen, aktiv zu werden und Initiative zu ergreifen.
  6. Belastungen als Gelegenheit zum eigenen Wachstum ansehen: Halten Sie nach Möglichkeiten Ausschau, sich selbst besser kennenzulernen, denn Menschen lernen durch ihr Ringen oder Kämpfen mit einem Verlust oder einer Krise oft etwas über sich selbst und stellen hinterher fest, dass sie sich in irgendeiner Weise weiterentwickelt haben. Viele Menschen, die Tragödien oder Notlagen erlebt haben, berichten, dass sich dies positiv auf ihre Beziehungen ausgewirkt habe, sie sich seither als stärker erleben würden und ihr Selbstbewusstsein gestärkter sei. Zudem habe sich ihre Spiritualität weiterentwickelt und sie wüssten ihr Leben nun mehr zu schätzen als vorher.
  7. Ein positives Selbstbild pflegen: Entwickeln Sie Vertrauen in Ihre Fähigkeit, Probleme zu lösen, und verlassen Sie sich auf ihre Instinkte, denn damit tragen Sie zur Stärkung Ihrer Resilienz bei.
  8. Eine breitere Perspektive behalten: Versuchen Sie auch angesichts sehr schmerzhafter Ereignisse, den umfassenderen, breiteren räumlichen und zeitlichen Zusammenhang im Blick zu behalten. Versuchen Sie, ein widriges Ereignis in ihrem Leben niemals völlig die Oberhand gewinnen zu lassen.
  9. Optimistisch und hoffnungsvoll bleiben: Lassen Sie den Mut nicht sinken. Eine optimistische und hoffnungsvolle Sicht ermöglicht Ihnen, nicht zu vergessen, dass in Ihrem Leben auch wieder bessere Zeiten kommen werden. Versuchen Sie sich vorzustellen, welche positive Zukunft Sie sich wünschen, statt sich Sorgen über Dinge zu machen, die Sie befürchten.
  10. Sorgen Sie für sich: Kümmern Sie sich um Ihre Gefühle und Bedürfnisse. Widmen Sie sich Dingen, die Ihnen Freude bereiten und die Sie entspannen. Trainieren Sie regelmäßig Ihren Körper. Diese Selbstfürsorge hilft, Geist und Körper für den Umgang mit herausfordernden Situationen fit zu halten.

(American Psychological Association, 2012)

Suchen Sie sich genau jetzt einen Punkt heraus und überlegen Sie, ob Sie diesen Wegabschnitt (z. B. soziale Beziehungen pflegen) jetzt schon umsetzen oder wie Sie ihn umsetzen können. Wie machen Sie das? Gehen Sie die zehn Wege in ganz kleinen Schritten und stärken dadurch Ihre persönliche Resilienz.

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Fortsetzung folgt…

Auszug aus dem Buch „Mit der Angst an der Hand und der Hoffnung im Rucksack – Ein ressourcenorientierter Wegbegleiter für Menschen, die eine schwere Krankheit erleben“ (von Ursula Bastänier und Janine Mertens, Erscheinungsdatum im Jahr 2023)

Kapitel 1 des Buches  – Resilienz (Teil 1) – finden Sie hier
Kapitel 1 des Buches  – Resilienz (Teil 2) – finden Sie hier

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